Überzeugungen, die unsere Bedürfnisse untergraben - Frau in gelbem Kleid

7 Überzeugungen, die unsere Bedürfnisse unterdrücken

Heutzutage sehen wir moderne, selbstbewusste Frauen und man könnte meinen, dass sich die Zeiten im Gegensatz zu früher ganz schön verändert haben. Dabei ist die Zeit, in der wir Frauen so ziemlich gar nichts durften noch gar nicht so lange her. (Die Zahlen und Fakten, seit wann wir was dürfen, findest du in diesem Artikel.)

Auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen – wir halten uns ja alle für total modern, selbstbewusst und emanzipiert.

Nach Außen hin ja – aber die innere Wahrheit sieht oft ganz anders aus.

Die Inderin Deepa Narayan hat hierzu eine Studie durchgeführt und dabei 7 Überzeugungen aufgedeckt, die uns Frauen in der Gesellschaft klein halten und weswegen wir viel zu selten für uns und unsere Bedürfnisse, Träume und Wünsche aufstehen und auch einstehen.

Deepa Narayan ist Psychologin, Sozialwissenschaftlerin, Psychologin und unabhängige Beraterin zu den Themen Armut und Entwicklung unter anderem bei der Weltbank, den Vereinten Nationen, sowie mehreren NGOs in Indien und weltweit.

3 Jahre befragte sie in 1.800 Stunden über 600 Frauen und Männern, was es für sie heute bedeute eine gute Frau oder ein guter Mann zu sein. Daraus ergaben sich 8.000 Seiten an Notizen. Und es dauerte ein weiteres Jahr, um die Notizen auszuwerten.

Natürlich wurde die Studie in Indien durchgeführt. Wenn du dir die Punkte aber mal durchliest, dann wird dir auffallen, dass wir gar nicht so weit davon entfernt sind.

7 Überzeugungen, die wir Frauen ablegen müssen

#1 Du hast keinen Körper

90% der Frauen mögen ihren Körper nicht – das war jetzt für mich nicht wirklich eine überraschende Neuigkeit.

Ich kenne glaube ich keine Frau, die mit ihrem Körper so richtig zufrieden ist. Hier zu dick, da zu dünn, hier zu klein, da zu groß und so weiter und so fort.

Deepa sagt: Der Körper ist unser Haus, indem wir ihn ablehnen, lehnen wir unser Haus ab. So werden Unsichtbarkeit und Unsicherheit zu einem wackligen Fundament.

Du kennst das Gefühl ja bestimmt selbst, wenn du dich in deiner eigenen Haut nicht wohlfühlst, vielleicht gerade ein paar Kilos zu viel drauf hast oder dich was auch immer stört, dann trittst du auch dementsprechend auf.

Deine Körperhaltung schreit von weitem, dass du dich nicht wohlfühlst und meist geht das einher mit eingefallenen Schultern und gesenktem Kopf.

Und wenn du deinen Körper nicht magst, dann sorgst du auch eher weniger dafür, dass es ihm gut geht, wie z.B. durch gute Ernährung, ausreichend Bewegung, Entspannung etc.

Face it: Dein Körper ist dein Tempel.

Wenn du eine marode Stelle an deinem Haus entdeckst, dann kümmerst du dich auch umgehend darum und wartest nicht darauf bis es einstürzt, oder?

Genauso ist es mit deinem Körper. Tu dir regelmäßig etwas Gutes. Sorge dafür, dass du dich darin wohlfühlst. Mache dir bewusst, was er dir alles für wunderbare Dienste erweist.

#2 Sei still

Laut Deepa haben gebildete Frauen ihrer eigenen Aussage nach das größte Problem damit ihre Meinung zu sagen.

Von klein auf wird uns beigebracht das perfekte Mädchen Bild zu erfüllen: Lieb, nett, höflich, mit zarter Stimme sprechen, keine Widerworte geben, nicht ungefragt loszuquaseln etc..

Dieses Bild von dem perfekten Mädchen nehmen wir mit in das Erwachsenenalter.

Wir trauen uns oft nicht mit dem Arbeitgeber zu diskutieren, zu verhandeln, Widerworte zu geben, unsere Stimme zu erheben, wenn mal etwas nicht passt oder vor anderen zu sprechen.

Face it: Du hast eine Stimme – und dazu noch eine sehr wertvolle. Aber keiner kann sie hörbar machen außer du selbst!

Nutze sie und beginne damit die Dinge anzusprechen, die dir wirklich wichtig sind.

#3 Sei nett zu den Leuten – Mach es den anderen recht

Wie oben erwähnt, ein weiteres perfektes Mädchen Schema, dass uns in unserer Kindheit eingetrichtert wurde.

Klar mag jeder die nette, liebe Frau von nebenan, die immer lächelt, nie wütend wird und immer zu allen ja sagt, auch wenn sie ausgenutzt wird.

Indem wir es immer versuchen allen anderen recht zu machen, bleibt einer auf der Strecke und das sind wir selbst.

Wir bekommen Angst davor Entscheidungen zu treffen – nämlich die Entscheidungen, die den anderen nicht gefallen werden.

Deswegen lautet oft die Antwort auf eine einfache Frage wie z.B. Was möchtest du? Ach, Egal!

Unsere Träume, unsere Wünsche, unsere Ziele, alles geben wir still und heimlich nach und nach auf, sie erlischen, weil wir die Bedürfnisse der anderen über unsere eigenen stellen.

Face it: Du bist mindestens genauso wichtig wie die anderen. Du und deine Bedürfnisse. Also beginne damit zuerst einmal nett zu dir selbst zu sein.

#4 Du hast keine Sexualität

Also viele mögen ihren Körper nicht, haben nicht gelernt ihre Wünsche zu äußern und versuchen es dem gegenüber immer recht zu machen.

Ganz gefährliche Mischung.

Was mich am meisten nervt, sind z.B. Aussagen über eine gescheiterte Beziehung wie z.B. ja er hat eben seine Bedürfnisse, die konnte sie wohl nicht erfüllen.

Ach wie witzig – er hat seine Bedürfnisse? Und was ist mit ihr? Sie hat keine oder wie? Ach ja, verstehe, die sind in der Waagschale nicht ganz so wichtig.

Jeder einzelne Mensch hat seine Bedürfnisse, egal ob Mann oder Frau.

Face it: Für dich als Frau einzustehen bedeutet auch deine Bedürfnisse zu jedem Zeitpunkt klar zu kommunizieren, egal in welchem Lebensbereich.

#5 Vertraue keiner Frau

Ich weiß ja nicht, wie es dir so geht, aber ich habe es in der Vergangenheit oft bevorzugt mit Männern zusammenzuarbeiten. Da wusste ich genau – kein Zickenkrieg, keine Lästereien, keine Eifersucht.

Leider denken viele so. Frauen haben oft das Image von den Klatschtanten, bei denen man aufpassen muss, was man sagt.

Deepa sagt, dass das einer der Gründe ist, warum sich viele Frauen auch ungern Frauengruppen anschließen.

Aber die Wahrheit ist, dass wir uns viel mehr miteinander verbinden und gegenseitig unterstützen sollten.

Face it: Indem wir uns mit Gleichgesinnten verbinden entstehen unheimlich kraftvolle Energien, man bekommt neue Ideen, Motivation, fühlt sich bestärkt und erkennt, dass man nicht allein dasteht!

#6 Pflichten sind wichtiger als eigene Wünsche

Eine der befragten Studentinnen brachte es Deepa nach ziemlich gut auf den Punkt, welches Bild viele Menschen von einer gesellschaftsfähigen Frau haben: Sie ist freundlich, sanft, höflich, liebevoll, einfühlsam, ehrlich, gehorsam, respektiert Ältere, hilft vorbehaltlos, ist gut zu anderen und erfüllt ihre Pflicht.“

Wenn wir mal ganz ehrlich sind, da sind schon einige Eigenschaften dabei, die wir auch gerne unserer Persönlichkeit zuordnen würden, oder?

Auf der anderen Seite hört es sich auch einfach ganz schön ermüdend an. Was meinst du?

Wenn du all diese Eigenschaften in jedem Moment erfüllen müsstest, wo bleiben dann deine Wünsche und Träume dabei?

Genau – auf der Strecke!

Face it: Du hast eine große Pflicht und die ist es auf dich selbst zu achten.

Wenn im Flugzeug bei Druckabfall die Atemmasken herunterkommen heißt es auch: Zuerst dir selbst helfen und dann den anderen.

Denn wenn du erst mal angeschlagen bist, kannst du den anderen auch nicht mehr helfen.

Deine Pflicht ist es dich deiner Bedürfnisse und Wünsche anzunehmen. Denn wenn du dir jetzt mal vorstellst, dass du ein super erfülltest und glückliches Leben hättest, das Leben, so wie du es dir wünschst. Wie wärst du dann?

Ich bin mir ganz sicher, dass du vor Freude strahlen würdest, gut gelaunt wärst und dein Licht von Innen in deinen Aussen bringen würdest. Und würdest du somit nicht auch den anderen Menschen um dich herum etwas Gutes tun?

#7 Sei völlig abhängig

Von deiner Arbeit, von deinem Mann, von der Gesellschaft …

Ohne es zu wissen begeben wir uns oft in Beziehungen, die uns abhängig machen, sei es privater oder beruflicher Natur.

Face it: In jeder noch so engen Beziehung können und sollten wir unsere eigene Identität wahren.

Jeder von uns hat seine individuelle Persönlichkeit, die auch gelebt werden möchte.

Jeder hat ein Recht darauf seine Wünsche, Träume und vor allen Dingen sein eigenes Leben zu leben.

Fazit

Und wie steht es mit dir? Hast du dich auch in der ein oder anderen Überzeugung wiedererkannt?

Die Tatsache, dass wir Frauen für so lange Zeit klein gehalten wurden, lässt sich ja nicht von heute auf morgen ändern. Und wie du siehst, kann der Prozess auch mehrere Jahre, ja sogar Jahrzehnte dauern.

Wie bei so vielem steht am Anfang einer Veränderung aber das Bewusstsein.

Das Bewusstsein, dass viele von uns diese Überzeugungen in uns haben, das Bewusstsein, dass diese Überzeugungen total veraltet und unnütz sind und das Bewusstsein, dass du dich von diesen Überzeugungen lösen kannst.

Du bist nicht deine Gedanken! Sei dir dessen immer bewusst.

Also fang an und feier deinen Körper für die wunderbare Arbeit, die er tagtäglich leistet; erhebe deine Stimme für deine Träume, Wünsche und Bedürfnisse; treffe deine eigenen Entscheidungen; lerne Nein zu sagen; kommuniziere ganz klar und deutlich deine Bedürfnisse; vertraue und verbinde dich mit gleichgesinnten Mädels; gehe deinen Wünschen nach und lebe deine Autonomie.

Es ist nicht wichtig womit du beginnst, sondern dass du beginnst.

Also leg los, denn du weißt ja: Nichts bewegt sich, bis du es tust!

Deine Julie

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