Zwei um die Welt: Wie dir das Vertrauen ins Leben plötzlich alle Türen öffnet
Heute freue ich mich total dir einen neuen Interview Gast präsentieren zu dürfen.
Beim Stöbern auf Pinterest bin ich auf die „Zwei um die Welt“ gestoßen.
Eine junge Mama, die gerade mit ihrer kleinen Tochter allein durch Asien tingelt und ein freies und unabhängiges Leben genießt.
Da musste ich natürlich sofort mehr erfahren und habe sie kurzum angeschrieben und gefragt, ob sie nicht Lust und Zeit hätte ihre Geschichte mit uns hier in einem Interview zu teilen.
Ganz zu meiner Freude kam umgehend ein positives Feedback zurück.
Und jetzt möchte ich dich nicht länger auf die Folter spannen, sondern wünsche dir viel Spaß beim Lesen.
Jenny, stell dich doch bitte mal kurz vor
Hi, Ich bin Jenny, 35 Jahre alt und befinde mich aktuell mit meiner dreijährigen Tochter in Goa in Indien.
Im November 2019 haben wir in Deutschland alles aufgelöst und nur mit einem Rucksack im Gepäck das Land auf unbestimmte Zeit verlassen.
Für diesen Weg habe ich mich selbstständig gemacht und reise nun als digitale Nomadin mit meiner Tochter um die Welt.
Oh wow – Das klingt ja nach einem ziemlichen Abenteuer.
War dein Leben schon immer so bunt und aufregend? Wenn wir jetzt mal etwas in der Zeit zurückgehen, so ca. 5 Jahre – Wie sah dein Leben da aus?
Also für Aufregung in Form von immer längeren Reisen hatte ich damals schon gesorgt, aber ansonsten war mein Leben absolut nicht zufriedenstellend für mich.
Vor ziemlich genau 5 Jahren bestand mein Leben aus viel Therapie, weil es mir psychisch absolut nicht gut ging.
Ich war zu dem Zeitpunkt Masterstudentin (Kunstwissenschaft) in Berlin an der TU. Nebenbei arbeitete ich 20 Stunden die Woche.
Ich hatte meine Partywochenenden und meinen Freundeskreis, aber ich fühlte mich irgendwie nie zugehörig oder angekommen. Es fehlte immer etwas.
Ich arbeitete viel, leistete, funktionierte und sobald es ging, reiste ich viel, weit und möglichst lange.
Mir fehlten zwei Dinge: ein Ziel und ein Traum.
Aber ich wusste schon immer, dass ich mal aus Deutschland weggehen möchte – nur dass es in dieser Form geschehen würde, hätte ich nie gedacht.
Ja, das kommt mir nur allzu bekannt vor. 🙂
Wie ging es dann weiter? So ca. ½ – 1 Jahr, bevor ihr die Reise angetreten seid. Was ging da in dir vor? Was waren deine Gedanken, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?
Dazu hole ich mal etwas aus: Als meine Tochter vor drei Jahren auf die Welt kam, änderte sich mein Leben – Ich war glücklicher, wurde gebraucht und fühlte so viel Liebe und Fürsorge.
Gleichzeitig merkte ich, dass ich nicht in das deutsche System passte.
Wir reisten also erstmal in der Elternzeit 6 Monate durch Südostasien (Thailand, Kambodscha, Malaysia, Vietnam und Bali).
Und mir wurde bewusst, dass ich mein Kind nicht unter 3 Jahren in die Fremdbetreuung geben möchte, nur um ein Studium zu beenden, dass mir sowieso schon lange nicht mehr wichtig war.
Wieder zu Hause angekommen versuchte natürlich die brave, funktionierende Jenny in mir eine Masterarbeit vorzubereiten. Und sicherlich hätte ich sie auch schreiben können – aber ich wollte es einfach nicht.
Ich fühlte mich einfach nicht wohl in Berlin, in Deutschland. Ich hatte das Gefühl festzustecken.
Also verbrachten wir den gesamten Dezember 2018 in Marokko, wo ich erneut merkte, dass ich aus Deutschland weg will – Ich muss es angehen, dachte ich mir.
Zurück in Berlin informierte ich mich, wie ich von unterwegs aus Geld verdienen kann. Und startete kurz darauf meinen Blog, mit dem ich anderen alleinerziehenden Eltern dabei helfe sich das unabhängige Reisen mit Kind zu ermöglichen.
Und plötzlich kam die Energie – Der ganze Antrieb. Diese Energie trug mich durch das gesamte Jahr 2019.
Die Türen öffneten sich und ich spürte immer wieder, dass ich auf dem richtigen Weg war.
Der finale Schritt entstand in einem Coaching im Sommer 2019. In dem mir bewusst wurde, dass ich nicht erst bis nach dem Masterabschluss warten musste, um meinen Weg zu gehen. Sondern, dass ich mich jetzt aktiv dafür entscheiden konnte – FÜR den Weg des Vertrauens und GEGEN den Sicherheitsgedanken (Uniabschluss).
Zum Glück habe ich diesen Schritt gewagt, denn sonst würden wir jetzt immer noch in Deutschland festsitzen.
Das war bestimmt keine einfache Entscheidung.
Lesetipp: Entscheidungen treffen: 6 Tipps, die es dir leichter machen
Hattest du einen Plan B?
Nein.
Denn ich war und bin grundsätzlich der festen Überzeugung, dass wenn du einen Plan B hast, du schon fest damit rechnest, dass Plan A nicht klappen wird.
Somit schickst du genau diese Zweifel los und die wirst du auch zu spüren bekommen – Hindernisse werden auftreten.
Bist du aber im Vertrauen für den Weg, so öffnet sich das was sein soll.
Da stimme ich dir absolut zu.
Was haben denn deine Familie und Freunde zu deinem Vorhaben gesagt? Gab es da Unterstützung?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt.
Ich hatte keine Familie in Berlin, sie lebt im Saarland. Daher haben wir uns auch nur wenige Male im Jahr gesehen.
Seitdem ich 16 bin, lebe ich allein.
Meine Tochter ist also auch nicht eng mit meiner oder ihrer Familie väterlicherseits aufgewachsen.
Es waren von Anfang an sie und ich – Wir beide.
Daher konnte ich mich schnell für unseren Weg entscheiden und den auch nach außen vertreten.
Für meine Familie kam der Schritt nicht sonderlich überraschend, nur der Zeitpunkt passte vielen nicht.
Viele hätten es lieber gesehen, dass ich meinen Abschluss mache.
Manche verstanden auch nicht, warum es mich gerade nach Asien zieht.
In meinem Freundeskreis erhielt ich dagegen oft Bestätigung. Sie meinten, dass ich es ich es genau richtigmache. Ich traf auf viel Unterstützung, Akzeptanz und auch viel Neugier.
Kritiker gab es natürlich überall, aber letztendlich steckt dahinter ja meist eine Besorgnis oder Angst um uns.
Das ist schön zu hören, dass du auch auf viel Unterstützung gestoßen bist, aber auch, dass du die Kritiker als Menschen angesehen hast, die sich eher um dich sorgen, als dir etwas Schlechtes zu wollen.
Woher hast du deinen Mut und die Kraft genommen dein altes Leben hinter dir zu lassen und das alles so durchzuziehen?
Die Frage nach meinem Mut kommt verständlicherweise oft. Darum habe ich dazu 2019 auch einen Blogbeitrag verfasst.
Ich persönlich empfinde und empfand mich nicht als mutig, da ich tief in mir spürte und auch wusste, dass dies der richtige Weg ist. Angst war auch nie da.
Mut existiert nur, wenn man Angst oder Zweifel überwindet.
Was war die größte Hürde, die du auf deinem Weg genommen hast?
Ich kann gar nicht von einer großen Hürde sprechen, da es auf unserem Weg aus Deutschland raus natürlich einige Dinge gab, von denen ich lernen konnte oder besser gesagt etwas über mich herausfinden konnte.
Zum Beispiel stellte ich fest, dass mir der Verkauf meines Akkuschraubers oder Fahrrads schwerfiel, da beides für mich Freiheit und Unabhängigkeit bedeutete.
Aber ich tauschte es ja letztendlich gegen ein ortsunabhängiges Leben ein.
Und, dass es merkwürdig war mich nach all den Jahren von der Uni abzumelden.
Eine echte Herausforderung hingegen war die Weitervermietung meiner Wohnung.
Es hat bis kurz vor unserer Abreise gedauert, bis der Vermieter sich für einen Kandidaten hatte entscheiden können. Das hat viel Kraft und Nerven gekostet.
Oh ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Das kommt ja dann immer noch zu den ganzen anderen Emotionen hinzu.
Was war die größte Erkenntnis, die du aus dieser Veränderung, also dem alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen, für dich gewonnen hast?
Ich kann nicht sagen, dass es die eine Erkenntnis gibt, die ich gewinnen konnte.
Es haben sich so viele Dinge zum Positiven verändert.
Wir wachsen täglich miteinander und als Individuen. Gerade die Corona-Krise in Indien hat uns wachsen lassen, z.B. als ich das erste Mal im Leben tagelang nicht mehr einkaufen gehen konnte und Essen für mich und 6 andere Leute rationieren musste.
Ich erlebe so viel Nächstenliebe unterwegs, fühle mich mehr zu Hause in der Welt als ich es jemals in Deutschland getan habe und sehe ein glückliches Kind, dass ich 24/7 begleiten darf, dass froh ist, Zeit mit Mama zu haben und frei aufzuwachsen.
Das ist unheimlich schön zu hören.
Und was möchtest du den Mädels hier mit auf den Weg geben, wenn jetzt jemand sagt – Mensch das würde ich auch gerne mal machen?
Go for it!
Folgt euren Träumen und Zielen und vor allem eurer inneren Uhr, nicht der äußeren.
Tut es dann, wann IHR WOLLT und nicht wann es passen könnte.
Das Leben ist nicht da, um nur zu funktionieren und zu leisten.
Am Ende zählt nicht, wie viele Jahre wir hier auf der Erde waren, sondern wie viel Leben in diesen Jahren steckte.
Also füllt es mit Dingen und Menschen, die euch glücklich machen.
Sehr gut, ja so manches Mal habe ich mir das auch gewünscht, wenn ich irgendwo neu gestartet bin.
Man hat immer so viele Fragen und vielleicht auch Zweifel im Kopf – gerade mit Kind nehmen die ja nochmal zu.
Da ist es immer hilfreich jemand erfahrenen an seiner Seite zu haben, der den Weg schon einmal gegangen ist.
Wie wird es jetzt weitergehen mit „zweiumdiewelt“? Was ist in den kommenden Monaten noch so geplant?
Ja das ist eine gute Frage in der aktuellen Zeit.
Wir werden schauen, wann und wohin uns die ersten Flüge aus Indien bringen werden. Ich denke, wir werden noch eine Zeit lang in Asien bleiben.
Aber ich träume inzwischen auch von anderen Kontinenten.
Eins kann ich aber auf jeden Fall sagen, langweilig wird es bei uns vermutlich nicht. 🙂
Das glaube ich gerne.
Und wenn jemand nun gerne mehr über euer Projekt erfahren möchte, wo findet er euch dann?
Auf meinem Blog findest du ganz viele Tipps zu den Themen: Low Budget Reisen, Reisen allein mit Kind (durch Asien), sowie Artikel darüber, was uns die letzten Monate vor unserer Abreise in Deutschland passierte und was danach in Asien auf uns wartete, warum und wohin es dann ging usw..
Ich schreibe auch gerne über meine Gefühle.
Super, da schau ich auch gleich mal rein.
Und nun zur letzten Frage: Wenn du dir jetzt selbst einen Tipp mit auf den Weg geben könntest, an die damals etwas ängstliche Jenny, die kurz davor stand alles hinter sich zu lassen und den Schritt in ein neues, ungewisses Leben zu starten, welcher wäre das?
Ich würde der ängstlichen Jenny von damals mit auf den Weg geben wollen, dass sie irgendwann die Tür zum Vertrauen öffnen wird und dass das Leben dann ein Leben in Fülle und (Nächsten)Liebe sein wird.
Dass sie loslassen darf und dass sie gut ist, wie sie ist.
Dass sie da nicht reinpassen muss, wo sie ist und dass sie ihren Weg gehen wird.
Super schön, vielen herzlichen Dank Jenny, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview und dass du deine Story mit uns geteilt hast.
Mich hat deine Geschichte persönlich sehr inspiriert und auch mal wieder gezeigt, dass die meisten Grenzen, die wir als solche in unserem Leben empfinden, durch uns selbst in unserem Kopf entstehen.
Sobald wir bereit sind auf das Leben zu vertrauen passieren wunderbare Dinge und ganz neue Türen, sowie Möglichkeiten öffnen sich.
Ich hoffe, dass auch dich Jennys Geschichte inspiriert hat über deine Träume und auch deine Grenzen nachzudenken und darüber, was auch für dich alles möglich wäre, wenn du ein bisschen mehr auf das Leben vertrauen würdest.
Egal, welcher Weg es für dich sein wird, ich wünsche dir ganz viel Erfolg und eine wunderbare Zeit dabei.
Deine Julie
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